31. März 2015
Unterwegs
im Märzsturm. Windböen springen alles an, was sich bewegt, der Fluss spielt
Meer und hat Schaumkronen auf den Wellen, die Windräder drehen durch. Vögel
taumeln durch die Luft, die Fahnen würden sich am liebsten von den Masten
losreißen und mitfliegen. Birken schütteln ihre Mähne im Wind, die gelben Säcke
quetschen sich schutzsuchend an die Hauswände, und auf dem Spielplatz hat der
Sturm die Schaukeln erobert und schwingt sich immer höher hinauf.
30. März 2015
Wie
vier Cowboys im Western kommen sie in breiter Front nebeneinander die schmale
Nebenstraße herunter: vier junge Mütter, die ihre Kinderwägen vor sich her
schieben und sich dabei lebhaft miteinander unterhalten.
29. März 2015
Den
Nachmittagskaffee mal handgefiltert - was für Assoziationen zu Morgen im
Wohnwagen diese Tätigkeit und dieser Duft erwecken, Zugvogelwünsche auch
hier...
28. März 2015
Im
Flughafen müht sich ein älteres Ehepaar mit zwei Gepäckwägen auf der Rampe ab.
Ihm fällt dabei ein bunter Zettel aus der Hosentasche, den seine Frau lächelnd
aufhebt und ihm wiedergibt: ein Bild, das ein Enkelkind ihnen mit auf die Reise
gegeben hat.
27. März 2015
Zwei
Sonnen gehen heute auf: eine am Himmel und eine im Fluss.
26. März 2015
Beim
Hausmusikabend in der Schule stellt sich die junge Sängerin in
Nietenstiefeletten und Lederjacke neben das Klavier und singt - Puccini.
25. März 2015
Aus
der Schultasche des Unterstufenschülers ragen seitlich zwei, drei Tulpen heraus
und wippen im Takt seiner Schritte - vielleicht sind sie ein Geburtstagsgruß
für eine Klassenkameradin?
24. März 2015
Auch
die menschlichen Zugvögel packt mit steigenden Temperaturen wieder das Fernweh:
auf den kleinen städtischen Campingplatz kehren die Wohnwägen und Wohnmobile
aus ihren Winterquartieren zurück. Noch sind aber ein paar begehrte Plätze
direkt am Wasser frei.
23. März 2015
Mit
dem Rauch aus den Kaminen verflüchtigen sich auch die nächtlichen Träume der
Bewohner in den morgendämmrigen Himmel, und ein neuer Tag beginnt.
22. März 2015
Auf
der gegenüberliegenden Strasse hoppelt etwas: eine verletzte Katze oder ein
kleiner Hund? Nein, ein Zwerghase, der irgendwo entkommen ist. Er wird
eingefangen und wartet nun bei Rübe und Apfel in der etwas wärmeren Garage auf
seine Besitzer.
21. März 2015
Samstags
wird die Strasse gekehrt. Zwei Nachbarn haben eine kleine Pause eingelegt und
halten einen Plausch, jeder auf seinen Besen gestützt.
20. März 2015
Der
Hahn hat heute verschlafen und versucht nun, durch Lautstärke auszugleichen,
was die Singvögel ihm schon voraus haben an morgendlichem Konzert.
19. März 2015
Als
ich mit dem klapprigen Klapprad den Feldweg entlangsause, erschrickt ein früher
Osterhase und schlägt sich rasch seitlich in die Büsche. Weit hinten im Tal
liegen gelb gefärbte Eierschalen auf dem Weg.
18. März 2015
So
früh im Jahr hört sich das Summen der aufgeregten Fliegen auf dem sonnigen
Balkon schön an, es klingt nach Wärme und Sommer.
17. März 2015
Die
Schulkinder haben ihre Hausaufgaben heute schnell erledigt und sitzen nun
draußen auf dem warmen Asphalt neben dem Bach und unterhalten sich. Ein paar
hocken im Schneidersitz, ein andrer hat sich lang ausgestreckt in der
Frühlingssonne, und sein Freund sitzt auf seinem Tretauto, dem er eigentlich
schon entwachsen ist.
16. März 2015
Aus
dem Sprinterbus, der sich links abbiegend gerade vor mir in die Schlange
einordnen durfte, wird eine schwarz behandschuhte Hand aus dem Seitenfenster
gestreckt und signalisiert mit nach oben gerichtetem Daumen: danke!
15. März 2015
Das
Abendrot verblasst sanft und überlässt die Beleuchtung der Stadt den bunt
blinkenden Lichterketten des Volksfestes.
14. März 2015
Auf
dem Traktoranhänger fahren mannshohe Hasen spazieren. Ziel ist das Dorfzentrum,
wo sie abgeladen werden und sich um den Osterbrunnen scharen.
13. März 2015
An
der Fleischtheke macht der englischsprachige Mann der Verkäuferin seine Wünsche
deutlich, indem er die Anzahl mit den Fingern zeigt und dann fest auf seine
eigenen Körperteile klopft: Haxn, zwei Stück und (Hähnchen?)Brustfilets, auch
zwei.
12. März 2015
Mittagszeit
im Städtchen: drei junge Männer aus der Bank in schicken Anzügen schlendern nebeneinander
her, die junge Mutter genießt mit ihrem Kind das erste Eis des Jahres, zwei
ältere Frauen suchen Frühlingsblumen aus, und ein paar Angestellte lassen sich
ihr Mittagessen draußen in der Sonne servieren
11. März 2015
Aus
dem Schlot des sich entfernenden Lastkahns steigt eine imposante weiße
Rauchfahne fast wie aus einem Schaufelraddampfer - und der Main scheint sich in
den Mississippi zu verwandeln.
10. März 2015
Die Mutter und ihre kleine Tochter schleppen ihre Einkäufe im Regen
über den Parkplatz, bleiben verblüfft stehen und drehen plötzlich lachend um: "HIER steht doch
unser Auto heute!"
9. März 2015
Montag
ist Waschtag im Dorf. In der Sonne flattert die bunte Wäsche endlich wieder
draußen auf den Leinen. Noch ein paar Farbtupfer mehr!
8. März 2015
Vogelserenade
im Märzenbecherwald: der Specht gibt den Takt, alle anderen trillern, flöten
und pfeifen wie ihnen der Schnabel gewachsen ist.
7. März 2015
Die
Spatzen veranstalten laut tschilpend ein übermütiges Wettfliegen: "Von der
Regenrinne ins Gebüsch und zurück!"
6. März 2015
Der
einsame mitternächtliche Spaziergang im Mondlicht gestern, die verzauberte
Stimmung, die Stille - all das hätte auch zweihundert Jahre früher
stattgefunden haben können mit Caspar David Friedrich an meiner Seite.
5. März 2015
Selbst
aus dem Gulli sprießt das frische grüne Gras: der Frühling ist nicht mehr
aufzuhalten.
4. März 2015
Die
Kinder haben ihre Räder und Rollschuhe aus dem Winterquartier geholt und
bevölkern wieder die Gassen, noch haben sie Mützen auf dem Kopf, aber die
Jacken schon offen.
3. März 2015
Im
Café an der alten Mainbrücke scheint ein Teil der Brückenheiligen durchs
Fenster hungrig auf den Frühstückstisch zu schauen, die andere Hälfte dreht
dezent den Rücken her.
2. März 2015
Nach
dem Regenschauer kommt die Sonne heraus, und das ganze Gebüsch hängt voll
blinkender Kristalltropfen.
1. März 2015
Die
Windräder dort:
für Don Quijotes Lanze
zu hoch die Flügel.
für Don Quijotes Lanze
zu hoch die Flügel.
28. Februar 2015
Die
Sonne scheint. Auf der breiten Einkaufsstraße lächelt mich ein alter Mann mit
Rucksack an, später hält ein junger die Tür auf.
27. Februar 2015
Seit
einer Woche wagen sich immer mehr von ihnen aus der Erde: Schneeglöckchen und
Krokusse tauchen aus dem dürren erfrorenen Gras auf.
26. Februar 2015
Der
Lastkahn pflügt den abendlichen Fluß in keilförmige glitzernde Wellen.
25. Februar 2015
Die
Angestellte der Sozialstation in ihrem weißen Kittel nimmt eine Abkürzung und
stakst mit großen Schritten über die feuchte Wiese: ein bebrillter, hustender
Storch.
24. Februar 2015
Der
blinde Passagier auf der Windschutzscheibe: eine Fliege, die erste des Jahres
oder die letzte Überlebende des vergangenen?
23. Februar 2015
In
den schneebedeckten Ackerfurchen sehen die Krähen noch schwärzer aus als sonst.
22. Februar 2015
Beim Vorbereitungskurs für die Eltern der Tanzstundenschüler kommen
Teenagergefühle auf: Unsicherheit, Aufregung, die Befürchtung, sich vor
den andren zu blamieren; mit zunehmender Übung aber auch die Freude am
Tanzen, an der Musik und der Bewegung.
21. Februar 2015
Wie
ein glänzendes Band schlängelt sich die nasse Straße im Abendsonnenlicht vor
dem Wagen in Richtung Heimat.
20. Februar 2015
Drei Jungs in roten Trainingsanzügen mit vom Sport noch geröteten
Backen (Brüder? Freunde?) lachen freundlich ins Auto, als ich am
Wendehammer drehen muss.
19. Februar 2015
Auf dem kalten Kopfsteinpflaster steht eine dreiköpfige
Straßenmusikantengruppe und spielt flotte Musik; sie bedanken sich mit
einem netten Lächeln für die Münze, die in ihr Beutelchen klimpert.
18. Februar 2015
Die
Schafherde kommt neugierig näher, als wir uns dem Zaun nähern. Jedes hat einen
anderen Charakter: das eine verliert schnell das Interesse, als kein Futter
erscheint, andere trauen sich erst allmählich näher heran, wieder andere bleiben
geduldig stehen und schnuppern, dazwischen springen die kleinen Lämmer
unbeschwert herum.
17. Februar 2015
In
dem kleinen fränkischen Städtchen sind von einer Straßenseite zur andern jede
Menge Wäscheleinen gezogen, an denen bunte Kleider baumeln, Hosen, Hemden,
Socken, Schürzen in allen Farben: so sieht hier die Faschingsdekoration aus.
16. Februar 2015
Der Kurier der Post wartet geduldig, bis der Brief gewogen und
vermessen und mit der passenden Briefmarke versehen ist. Als er dann
endlich in seiner gelben Kiste gelandet ist, wünscht er den beiden
Angestellten der Postfiliale noch einen schönen Abend und macht sich
gutgelaunt auf den Weg.
15. Februar 2015
Sonnenspaziergang:
vom Tal dringt der Radau des Faschingszugs nach oben, ein erschrockener
Feldhase bringt sich in Sicherheit, und die Vögel üben schon einmal ihr
Frühjahrskonzert.
14. Februar 2015
Heftige
unterirdische Bautätigkeiten kündigen das Frühjahr an: die ganze Wiese ist
übersät von frischen Maulwurfshügeln.
13. Februar 2015
Die
Schüler auf dem Heimweg: eine Prinzessin ganz in Pink mit rosa Perücke, ein
Indianer, eine mit lauter roten Knutschflecken auf dem Gesicht - so können die
Faschingsferien beginnen.
12. Februar 2015
Wie
in einem Guckkasten liegen die Ebenen der Landschaft hintereinander, eine
Baumreihe immer heller und kleiner als die vorige, und alles scheint durch das
Licht der Wintersonne von innen her beleuchtet.
11. Februar 2015
Im frühen Gegenlicht bilden die Türme des mittelalterlichen Städtchens noch ein harmonisches Miteinander: die historischen der Stadtmauer und der Kirche und die modernen der Fabriken im nahen Gewerbegebiet.10. Februar 2015
In der großen Buchhandlung eine kleine Begegnung mit einem netten Studenten: ein paar Worte gewechselt über den Reichtum an Sprichwörtern und Redewendungen im Deutschen, über die bildreiche arabische Sprache und über Hildegard von Bingen.9. Februar 2015
Im Vorbeifahren fällt der Blick auf die Gewächshäuser der Gärtnerei: dort hat der Frühling vorläufig Asyl gefunden und blüht prächtig in vielfarbigen Primeln, Krokussen und Osterglocken.8. Februar 2015
An drei nebeneinander stehenden Alleebäumen hängen Zettel; auf dem ersten steht "Ich", auf dem zweiten "liebe" und auf dem dritten "dich".7. Februar 2015
Der Stofflager-Laden: ein Labyrinth. Bis zur Decke stapeln sich die bunten Stoffbretter, robuste Möbelstoffe, Baumwollstoffe, edles Leinen oder Seide, Futterstoffe, Knöpfe, Nähgarn, Borten und Bänder. Die Gänge sind so eng, dass man Ausweichstellen suchen muss, wenn jemand entgegenkommt. Immer begleitet einen das Gefühl, rutschende Ballen könnten einen verschütten, und der Stoff schluckt fast alle Geräusche.6. Februar 2015
Der fast noch volle Mond verbirgt die kleine fehlende Rundung geschickt hinter feiner Wolke.5. Februar 2015
Die kleine Tochter der Nachbarn, die zuverlässig gut gelaunt ist, springt mit einem kleinen Hopser aus dem Auto, weil sie am Anschnallgurt hängen geblieben war: "Nix passiert! Bis morgen!" Und winkt lächelnd.4. Februar 2015
Die Flussauen im frühen hellen Morgenlicht, durch den Nebel sieht man eine Baumreihe auftauchen, ein Feld streckt sich immer weiter, in der Ferne ein Dorf.3. Februar 2015
Die Bäume halten mit ihren Ästen die weißen Wolken gefangen, bis der Wind sie ihnen wieder entreißt und sie weitertreibt.2. Februar 2015
Auch nach Jahrzehnten ist der Blick noch nicht abgenutzt auf die türmchenartigen Kalkfelsformationen entlang des Flusses, die eine ahnungslose Mitreisende verständlicherweise (aber fälschlich) als Überreste einer alten Siedlung bezeichnete.1. Februar 2015
Der
abgesägte Baumstumpf auf der Weide mit den stehengelassenen Ästen sieht im
trüben Licht aus wie ein aus einem Erdloch heraussteigender Hirsch.
31. Januar 2015
In
der Wollfabrik stapeln sich haufenweise bunte Knäule, eins schöner als das
andere mit lauter phantasievollen Namen, "frische Fische",
"heilix Blechle", "Herbstwind", "deine blauen
Augen".
30. Januar 2015
Lichtstrahlen
fallen schräg durch die Schneewolken und landen in Flecken auf den kahlen
Weinbergen.
29. Januar 2015
Da
sitzen ein paar Teenager mit langen Locken und zarten Gesichtszügen in Jeans
und Skijacken auf der Bank am Busbahnhof und unterhalten sich. Erst als sie
aufstehen und betont lässig in den Bus einsteigen, erkennt man am Gang, dass es
Jungs sind.
28. Januar 2015
Aus
der Tram schaue ich mit einem Gefühl der Zugehörigkeit auf meine vielen
Mitmenschen: die alte Frau, die unauffällig in die Mülleimer schaut, ob sich
eine Pfandflasche findet, das gutbetuchte Ehepaar, das vor dem Hotel ein Taxi
besteigt, die vielen eiligen Angestellten, die auf die Arbeit eilen, den
Geschäftsmann, der vor der Abreise noch ein Selfie vor dem alten Brunnen von
sich macht, ein paar Schüler, die sich wohl verspäten werden (oder schwänzen?).
27. Januar 2015
Die
Bäume - so nackt stehen sie im kühlen Dämmerlicht und zeigen ihre schönen
Formen: die langen schlanken Birken, die ausladenden Eichen, die gedrungenen
Obstbäume, die geschorenen Kopfweiden, die struppigen stacheligen
Schlehenhecken.
26. Januar 2015
Langsam
streckt der Bagger seine nachtsteifen Gelenke aus und setzt sich müde in
Bewegung.
25. Januar 2015
Der
frischgebackene Vater trägt stolz seinen Sprößling im Maxicosi aus dem
Krankenhaus, die Mutter müht sich, den großen Bruder auch zum Gehen zu bewegen,
der den Aufzug interessanter findet als das kleine Geschwisterchen.
24. Januar 2015
Raureif
auf den Dächern, Rauch aus den Kaminen und drinnen im Haus warmer Kaffeeduft.
23. Januar 2015
Der
Fischreiher kommt vom Tal her geflogen, dreht eine elegante Runde und landet im
Garten neben dem Bach.
22. Januar 2015
Die
Bäckereifachverkäuferin und ich tauschen ein Lächeln: beide tragen wir heute
eine Ginkgo-Kette am Hals.
21. Januar 2015
Nebliger
Raureifmorgen - die ganze Welt leuchtet transparent wie ein altes Dia.
20. Januar 2015
Aus
dem Schulbus quellen außer perfekt gestylten Teenies heute auch ein ganzer
Haufen buntbemützter rotnasiger verfrorener Zwerge: der Kindergarten hatte wohl
einen Wandertag.
19. Januar 2015
Selbst
der Hahn klingt noch heiser so früh am Montagmorgen.
18. Januar 2015
Der
Grashalm hat auf seiner Zunge Wasserperlen gesammelt, viel zu schön zum
Verschlucken.
17. Januar 2015
Der Vater,
der im Supermarkt mit seinem kleinen Sohn zusammen den Einkaufswagen lenkt,
vollführt Pirouetten zu einer Musik, die nur die beiden hören können.
16. Januar 2015
In den
Baumwipfeln am Mainufer sind nun die vielen sonst sommerlaubversteckten
Vogelnester zu sehen, die erst im Frühjahr wieder bezogen werden.
15. Januar 2015
Die
Kassiererin im Discounter verliert auch angesichts der wachsenden Schlange
nicht ihre gute Laune: "Also, das alles hier und noch ein leerer Karton.
Sollen wir den auch berechnen?"
14. Januar 2015
Auf dem
Bahnhof der Kleinstadt steht eine bunte Lok mit der Aufschrift "Sonderzug
nach Pankow", einer Karikatur von Udo Lindenberg und einer
Deutschlandfahne mit "Bunte Republik Deutschland", ein passendes
Motto in diesen Wochen.
13. Januar 2015
An diesem
sonnigen, fast warmen Tag findet sich zwischen den ganzen weißen Flecken am
Flussufer ein einziger schwarzer - das erste Frühjahrslämmchen ist schon auf
der Welt.
12. Januar 2015
Die junge
Frau freut sich über ihr Glück, als sie zum freien Parkplatz obendrein noch den
Tagesparkschein geschenkt bekommt.
11. Januar 2015
Beim
Mittagessen fällt der Blick aus dem Fenster auf den Hang gegenüber: dort äst
ein Reh auf der Wiese, während wir essen.
10. Januar 2015
Die Wolken
fliehen vor dem stürmischen Wind quer über den Himmel, so dicht aneinander
gedrängt, dass die kleinen Lücken der Sonne kaum Zeit zum Durchdringen lassen.
9. Januar 2015
Nach den
ersten drei Schultagen im neuen Jahr ist der Teenager nachmittags beim Chillen
auf dem Bett eingeschlafen und schnarcht entspannt in den dämmrigen Abend, die
Lautsprecherknöpfe noch im Ohr, das blinkende Handy neben sich und die Hände
über dem Kopf gekreuzt.
8. Januar 2015
Während der
andere Hungrige neben mir an der Warmhaltetheke im Supermarkt schon bedient
wird, unterhalten wir uns über das reichhaltige Angebot. Eine weitere
Verkäuferin kommt hinzu und will wissen: "Gehören Sie zusammen?" Ein
ganz neuer Aspekt - wir sehen uns ein wenig überrascht an, lächeln und
schütteln einmütig die Köpfe.
7. Januar 2015
"Kostenlos
Rentenlotto spielen!" fordert die Fernsehwerbung abends. Tun wir das nicht
schon unser ganzes Berufsleben lang?
6. Januar 2015
Windstille. Die ganze Straße entlang begleitet die Heiligen Drei Könige Weihrauchduft.5. Januar 2015
Das Kind auf
dem Dreirad bleibt staunend stehen, als sich das elektrische Garagentor öffnet
und hinter dem Auto wieder schließt.
4. Januar 2015
Durch den
stillen schneetropfenden Park kommt sie entgegen, die einsame Spaziergängerin,
laut ihre Lebensprobleme mit einem Unsichtbaren am Handy diskutierend.
3. Januar 2015
Auf den
Feldern bei Hammelburg sind der Erde große runde weiße Ohren gewachsen, mit
denen sie in allen Richtungen ins All lauschen kann.
2. Januar 2015
Das kleine
Mädchen im Drogeriemarkt reitet so hingebungsvoll auf dem Schaukelpferd, dass
sein Vater alle seine Überredungskünste und all seine Geduld aufwenden muss, um
sie ohne Tränen aus dem Sattel zu bekommen.
1. Januar 2015
Die Nachbarn
haben zum ersten Mal keine Feuerwerkskörper gekauft, sind aber trotzdem
fröhlich und ziehen gemeinsam zur Dorfmitte, wo geknallt und miteinander auf
das neue Jahr angestoßen wird.
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